Gefäßzentrum Offenbach setzt auf Stromimpulse gegen Schaufensterkrankheit

Durchblutungsstörungen der Beine (Periphere Arterielle Verschlusskrankheit / pAVK) betreffen immer mehr Menschen. Etwa jeder vierte Patient über 55 Jahre leidet an dieser Erkrankung, die auch als ‚Schaufensterkrankheit’ bezeichnet wird. Die Minderdurchblutung führt zu Schmerzen, die sich zunächst nur bei Belastung bemerkbar machen. Mit fortschreitender Erkrankung nehmen die Schmerzen zu und sind schließlich ständiger, quälender Begleiter – auch im Liegen oder Stehen. Ein neues Verfahren soll nun Abhilfe schaffen, wenn alle anderen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind: die so genannte Neurostimulation. Hierfür wird ein kleines Gerät im Rückenbereich unter die Haut implantiert, das über eine Elektrode elektrische Impulse an die Rückenmarksnerven abgibt. Dies unterbricht die Schmerzweiterleitung und lindert so die Schmerzen. Zudem haben Studien nun ergeben, dass die Impulse auch eine gefäßerweiternde Wirkung haben, die das Krankheitsgeschehen bei Durchblutungsstörungen positiv beeinflussen. Das Gefäßzentrum Offenbach Rhein-Main setzt ab sofort die Neurostimulation bei therapieresistenten Patienten ein.

Amputationen können verhindert werden

„Wenn Medikamente und operative Maßnahmen nicht mehr helfen, kann die epidurale Neurostimulation die Schmerzsymptomatik verbessern und sogar eine Amputation verhindern“, so Prof. Dr. Arend Billing, Chefarzt der Gefäßchirurgie und Sprecher des Gefäßzentrums. „Auch hartnäckige offene Wunden können dadurch abheilen.“ Ein Allheilmittel bei pAVK sind die Stromimpulse jedoch nicht, gibt der Gefäßspezialist zu bedenken: „Die Neurostimulation kann tatsächlich ein letzter Ausweg vor einer drohenden Amputation sein. Sie bereichert das Behandlungsspektrum, hilft aber nicht bei allen Patienten. “

Deutschlandweit in nur wenigen Kliniken angeboten

Die Stimulation des Rückenmarks bewährt sich seit Jahren in der Schmerztherapie. Bei der Behandlung von Arteriosklerose dagegen beginnt sie sich jetzt erst zu etablieren. Tatsächlich gibt es bisher deutschlandweit nur eine Handvoll Kliniken, die diese Methode ihren Patienten anbietet. Hierbei implantiert der Gefäßchirurg unter Röntgen-Kontrolle zunächst die Elektrode im Rückenmarkskanal. Sitzt die Sonde an der richtigen Stelle, spürt der Patient ein Kribbeln in der betroffenen Extremität. Um diese Angaben machen zu können, muss der Patient wach sein. Daher erfolgt der Eingriff nur unter örtlicher Betäubung. Liegt die Sonde richtig, wird sie fixiert und in der rechten oder linken Flanke durch die Haut ausgeleitet. Es folgt eine ca. 10-tägige Testphase unter stationären und häuslichen Bedingungen, um die optimale Effektivität der Stimulation unter verschiedenen Belastungen zu testen. Erst wenn das Ergebnis zufrieden stellt, wird der eigentliche Schrittmacher in einem zweiten Eingriff unter die Haut implantiert.

„Wenn der Patient auf die Neurostimulation anspricht, gewinnt er ganz entscheidend an Lebensqualität“, so Prof. Billing. „Daher sollte der Behandler diese Möglichkeit immer im Auge behalten, wenn bei schweren Durchblutungsstörungen der Beine alle herkömmlichen Methoden ausgeschöpft sind. Die Kosten werden von den Kassen übernommen.“

Weitere Informationen erteilt das Gefäßzentrum Offenbach Rhein-Main:
E-Mail: gefaesschirurgie@klinikum-offenbach.de

Die Kommentarfunktion ist deaktiviert.

Trackback URI |