Neue Hoffnung für Patienten mit anfallsweisem Vorhofflimmern: Seit einigen Wochen bietet die Abteilung Kardiologie am Klinikum Offenbach unter Prof. Dr. Harald Klepzig eine neue Gefriertechnik an, die Herzrhythmusstörungen zuverlässig und schonend beseitigen kann. Damit ist das Klinikum eines von ganz wenigen Krankenhäusern im Rhein-Main-Gebiet, die diese Technik einsetzen. Bei etwa sieben von zehn Patienten kann der insgesamt risikoarme Eingriff laut Prof. Klepzig erfolgreich durchgeführt werden. Diese Menschen sind auf der Stelle von ihrer Rhythmusstörung befreit.

Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung. Derzeit sind in Deutschland etwa eine Million Menschen betroffen – Tendenz steigend, insbesondere bei zunehmendem Alter. Typische Symptome sind ein unregelmäßiger, teilweise sogar sehr schneller Herzschlag, aber auch Herzstolpern und Atemnot sowie die dadurch ausgelösten Angstgefühle. Doch nicht immer sind die Anzeichen derart störend, dass der Patient sie bewusst wahrnimmt. Bei unregelmäßigem Pulsschlag sollte jedoch in jedem Fall ein Herzspezialist aufgesucht werden. Vorhofflimmern ist an sich nicht lebensbedrohlich, kann jedoch fatale Folgen haben: sehr häufig wird durch Gerinnsel ein Schlaganfall ausgelöst.

„Zu uns kommen täglich ein bis zwei Patienten mit Vorhofflimmern“, so Prof. Dr. Harald Klepzig, Chefarzt der Medizinischen Klinik I (Herz-, Lungen- und Gefäßkrankheiten) am Klinikum Offenbach. „Bisher hatte man zur Behandlung dieser Rhythmusstörung nur wenige Medikamente, und diese wurden darüber hinaus oft nicht gut vertragen Durch die Ablationsbehandlung mit dem ‚Kälteballon’ kann insbesondere den Patienten geholfen werden, die unter anfallsweisem Vorhofflimmern leiden und denen mit Medikamenten nicht zufriedenstellend geholfen werden kann.“

Oberarzt Dr. Arnold Schmidt, der das Verfahren am Klinikum eingeführt hat, erklärt: „Die Ablation besteht aus einer etwa zweistündigen Katheteruntersuchung, während der der Patient ein leichtes Schlafmittel erhält. Über die Leiste wird dann ein knapp 3 cm großer Spezialballon bis ins Herz vorgeschoben und gegen die Lungenvenen gehalten, die für das Auftreten der Rhythmusstörung verantwortlich gemacht werden. Diese Region wird mit dem Ballon zweimal für 5 Minuten bis auf bis zu -40°C abgekühlt und somit ausgeschaltet.“ Die Behandlung ist, ähnlich wie bei einem Vereisungsspray, praktisch schmerzfrei. Bisweilen werden vorübergehend leichte Kopfschmerz verspürt.

„Grundlage dieser Therapie ist die Tatsache, dass Vorhofflimmern bei vielen Menschen in den einmündenden Lungenvenen im linken Vorhof entsteht“, so Prof. Klepzig. „Dort befinden sich Muskelzellen, die sich dann immer wieder in hoher Frequenz entladen („elektrische Fehlzündungen“). Diese Fehlentladungen stören den Herzschlag empfindlich und können dadurch das Vorhofflimmern auslösen. Durch die Kälteverödung werden diese Muskelzellen erfolgreich elektrisch isoliert, die elektrischen Leitungen zu den Vorhöfen verödet. Hierdurch bleibt das Störfeuer unwirksam, der normale Herzrhythmus wird nicht mehr unterbrochen.“

Im Klinikum Offenbach wird diese Methode in der Kardiologie jetzt regelmäßig durchgeführt. Die Patienten können das Krankenhaus in der Regel bereits am Tag nach der Untersuchung verlassen. Wenn die Indikation stimmt, ist der Patient sofort von seinen Beschwerden befreit. Bei manchen Patienten muss der Eingriff wiederholt oder Medikamente dazu gegeben werden, um den vollen Erfolg zu erzielen.

Weitere Informationen: www.klinikum-offenbach.de

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